Mit dem Tarifabschluss 2022 hatte die IGBCE-Tarifkommission eine so ungewöhnliche wie wichtige Option vereinbart: Durch die Kündigung eines gesonderten Paragrafen wird der Weg für Nachverhandlungen über eine weitere zusätzliche Einmalzahlung von 6000 Euro frei. Diese Handlungsmöglichkeit hat die IGBCE nun gezogen: Anfang November beginnen die Verhandlungen. Bereits jetzt ist klar, dass sie ausgesprochen hart werden.

Stromleitung. Stromnetz

Die gewerkschaftliche Tarifkommission erhebt die Forderung von einmalig 6000 Euro nur für die Mitglieder der IGBCE. Das hat für viel Aufsehen gesorgt, sowohl in der Belegschaft als auch in der Geschäftsführung. Diese Reaktion sei im Grunde unverständlich, findet Andrea Ludwig, Gesamtbetriebsratsvorsitzende bei 50Hertz. Denn allen müsse doch klar sein, dass eine Gewerkschaft einzig und allein von ihren Mitgliedern getragen werde und deshalb grundsätzlich nur für die Mitglieder verhandele.

FORDERUNG NUR FÜR IGBCE-MITGLIEDER SORGT FÜR AUFSEHEN

Holger Nieden, Verhandlungsführer der IGBCE, erklärt: „Unsere Forderung nach einer Einmalzahlung von 6000 Euro für Gewerkschaftsmitglieder ist angesichts der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens absolut gerechtfertigt. 50Hertz fährt ein Rekordergebnis nach dem nächsten ein. Nach allem, was bisher bekannt ist, gilt das auch für das laufende Jahr. Unsere Kolleginnen und Kollegen, die durch die hohe Inflation nach wie vor extrem belastet sind, müssen am Unternehmenserfolg beteiligt werden! Dafür wollen wir in dieser Nachverhandlung sorgen.“

Andrea Ludwig betont zudem: „Wer sorgt denn mit finanziellem Einsatz dafür, dass unsere Energiegewerkschaft immer wieder aufs Neue in Tarifverhandlungen für gute Tarifabschlüsse gehen kann? Dass wir unsere Arbeitsbedingungen weiterentwickeln können und sich die IGBCE auch in der Politik als durchsetzungsfähige Stimme für unsere Interessen einsetzt? Das sind die Mitglieder der IGBCE! Gewerkschaft ist keine anonyme Organisation – sie funktioniert nur mit Mitgliederstärke. Mit unserer Forderung legen wir den Finger genau auf diesen Punkt.“

André Rakowski, stellv. Betriebsratsvorsitzender in der 50Hertz-Zentrale, ergänzt: „Mitglieder der IGBCE gehen mit ihrem monatlichen Gewerkschaftsbeitrag in Vorleistung und ermöglichen, dass die IGBCE überhaupt Tarifverhandlungen für die Belegschaft führen kann. Mit unserer Forderung nach einer kräftigen Einmalzahlung wollen wir jetzt einen Ausgleich für sie erreichen. Oder anders ausgedrückt: Wir wollen die bestehende Spaltung zwischen den Beschäftigten, die Mitglied der IGBCE sind und mit ihren Beiträgen die Tarifabschlüsse erst möglich machen, und den Beschäftigten, die sich nicht für eine Mitgliedschaft entschieden haben und somit ohne Beiträge zu zahlen von jedem Tarifabschluss profitieren, überwinden. Wir wollen Gerechtigkeit in der Belegschaft schaffen.“  

NACHDRUCK WIRD FÜR TARIFERFOLG NOTWENDIG SEIN

Die Forderung und ihre Höhe sei ganz entscheidend von den Mitgliedern selbst an die Tarifkommission herangetragen worden, sagt Ralf Schloms, der als stellvertretender GBR-Vorsitzender und Vorsitzender des Betriebsrats der Regionalzentren ein besonderes Augenmerk auf die Stimmung in der Fläche von 50Hertz hat. „Unsere Kolleginnen und Kollegen werden in den kommenden Wochen gefordert sein“, so Ralf Schloms: „Erste Signale aus der Geschäftsführung machen klar, dass wir uns auf harte Verhandlungen einstellen müssen. Wir bitten alle Beschäftigten: Macht Eure Unterstützung für die IGBCE-Tarifkommission mit Nachdruck deutlich. Das beste Zeichen dafür sind viele neue Eintritte in die Gewerkschaft!“

Die Tarifkommission der IGBCE besteht aus einer großen Beratungskommission mit Mitgliedern sowohl aus der Zentrale als auch aus sämtlichen Regionalzentren. Für die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite kommt eine kleinere Verhandlungskommission zum Einsatz: Sie setzt sich zusammen aus Führungskräften des Betriebsrats und dem Tarifexperten Holger Nieden aus der Hauptverwaltung der IGBCE, Abteilung Tarifpolitik, als Verhandlungsführer. Die Nachverhandlungen für die geforderte Einmalzahlung beginnen am 2. November 2023.

Die IGBCE hat den Nachverhandlungsparagrafen zum 31. Oktober 2023 gekündigt. Alle anderen Tarifvertragsvereinbarungen im Tarifabschluss der IGBCE vom 5. Dezember 2022 sind weiterhin in Kraft. So wird es im Januar 2024 als zweite Stufe der tabellenwirksamen Entgelterhöhung ein Plus von 3 Prozent geben. Zuvor erhalten die 50Hertz-Beschäftigten im Dezember 2023 die zweite Tranche von 1000 Euro der steuer- und sozialversicherungsfreien Inflationsausgleichsprämie.

Gute Nachricht: Mitglied der IGBCE werden ist ganz einfach

Werde jetzt Mitglied der IGBCE und erhalte alle Vorteile!

Kategorie

Datum

30. Oktober 2023

Lesezeit

4 Minuten

Beitrag teilen

Verwandte Beiträge

Alte Stromer im Unruhestand

Gastauthor: Siegfried Wagner  Im Berliner Untergrund wird die 380 kV-Kabeldiagonale von der Rudolf-Wissel-Brück bis hin zum Potsdamer Platz neu errichtet. Ein technisch höchst anspruchsvolles Millionen-Bauwerk des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz für das […]

Weiterlesen
Frequenz Logo

Neue „Kompass“-Folge: Mehr als nur Wahlen

Wie lässt sich die Partizipation in der Arbeitswelt verbessern? Was hat Teilhabe mit Demokratie zu tun? Darüber debattierten im neuen „IGBCE Kompass“ der IGBCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis und Experte Jörg Sommer, […]

Weiterlesen

Erfolg nur im Dreiklang

Politik und Wirtschaft beim Energieforum Ost in Potsdam Von Siegfried Wagner Die Energiewende gelingt nur im Dreiklang. Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften müssen am gleichen Strang ziehen. Das wurde beim 2. […]

Weiterlesen